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Donnerstag, 1. Dezember 2011

Bristol grows on you...

Ich habe es so gut wie aufgegeben auf diesem Blog zu posten aber weil sich ein paar Leute gemeldet haben, dachte ich mir, was soll’s. Genau genommen hatte ich schon vor knapp zwei Wochen einen Blogeintrag fertig aber die Internetverbindung hier hat ihn mich nicht hochladen lassen. Drückt die Daumen, dass es dieses Mal funktioniert.

Ihr habt einiges verpasst, falls ihr nur hier lest und nicht mit mir selbst, meiner Mutter oder meiner Oma sprecht. Fangen wir doch bei den Mäusen an.

In meinem kleinen Haus ist der Boden aus echtem Holz. Unter echtem Holzboden muss es Luftraum geben, damit das Bodenholz nicht schimmelt. In dem Luftraum aus echtem Bodenholz leben bei mir neuerdings Mäuse. Besagte Mäuse sind laut, haben meine Spekulatius gefressen und haben mich eine ganze Weile wach gehalten. Ich habe die Mäuselöcher, die ich stopfen konnte, gestopft. Wir haben ein Gitter außen vor dem Haus angebracht, wo wir dachten, dass die Mäuse reinkämen und Mäusegift aufgestellt. Für 6 Nächte hatte ich Ruhe und habe glückseelig wieder in meinem eigenen Bett geschlafen – bis gestern Nacht. Kurz nach elf Uhr – kurz nachdem die Nachtigall vor meinem Fenster, die ebenfalls laut quietscht, angefangen hat zu singen – piepst es im Boden. Mittlerweile wäre mir sogar das Piepen, das Bomben im Filmen von sich geben lieber, als das schrecklich nervige Gefiepse der Nager unter meinen Füßen. Ich hab mir also mein Bettzeug geschnappt und bin erst mal wieder ins Gästebett umgezogen.

Mir wurde bereits gesagt, dass ich übertreibe aber andere Leute rennen schreiend aus dem Zimmer, wenn eine Biene auch nur ansatzweise herein fliegt oder eine kleine Spinne in der Ecke sitzt. (Ich bin mittlerweile übrigens Meister-Spinnenjägerin. Ich mach nächste Woche meine Doktorarbeit im Spinnentöten…) Und ich habe eben etwas dagegen mir ein 25 Quadratmeter Zimmer mit Nagern zu teilen, deren Augen jedes Mal halb aus ihrem Schädel springen, wenn sie sich irgendwo durchquetschen.

Außerdem hat Weihnachten angefangen sich über Bristol zu legen. Überall hängen bunte Lichter, jeder Baum, der größer als 3 Meter ist scheint zu blinken und ja, wir haben einen deutschen Weihnachtsmarkt. Es gibt Bier, Bratwurst, Glühwein, deutsche Donuts und deutsche Crêpes und die gute Frau am Glühweinstand spricht sogar deutsch. Aber ein richtiges Weihnachtsmarktfeeling kommt nicht auf, wenn alles schon um 18.00 Uhr schließt und jegliches Weihnachtslied so britisch ist, dass ich noch nichts davon gehört habe… Leider. Aber die frischen deutschen Donuts sind sehr lecker und auf den deutschen Crêpes ist echte deutsche Kinderschokolade ;)

Und für alle, die noch nicht Bescheid wissen: Ich komme bald nach Hause. Nicht nur für Weihnachten, sondern permanent. Es gibt diverse Gründe, von Heimweh über Mäuse bis hin zu bestimmten Dingen hier, die mir die Entscheidung nicht schwer haben fallen lassen. Nichtsdestotrotz werde ich Bristol vermissen. Heute habe ich bereits das letzte Mal im Shop gearbeitet und das Wochenende werde ich das vorerst letzte Mal ins englische Kino gehen und die ganzen anderen Au Pairs sind mir doch auch ans Herz gewachsen. Man gewöhnt sich an Bristol, oder wie die Leute hier sagen: „Bristol grows on you…“

Freitag, 21. Oktober 2011

Update.

Wenn man in England denkt, man sei im Nirgendwo gelandet, dann ist man mit hoher Wahrscheinlichkeit im Nirgendwo.



Also: Ich bin kein Tagebuch-Mensch. Ich bin ein Notizbuch-Mensch. Ich bin lieber in einem kreativen Chaos versunken als in einer Monk-ähnlichen Ordnung zu stehen. Und ich liege lieber im Bett und gucke Filme, die ich schon auswendig kann, als eine Stunde damit zu verbringen abzutippen, was ich so Tag für Tag mache.

Ich mag euch allerdings auch nicht im Dunkeln sitzen lassen. Zum Schluss denkt ihr noch ich bin in meinem Chaos ertrunken… Also fasse ich mal so zusammen, was mir in den Kopf kommt. Dann seid ihr zumindest ein wenig Up-To-Date.

1) Meine Dusche war wieder kaputt. Und ich habe sie repariert. Jetzt funktioniert sie wieder. Bis auf die ganze Temperaturfeinregelung, die allerdings noch nie funktioniert hat. Man kann entweder heiß oder kalt duschen.

2) Diese Woche war meine dritte Woche, die ich in einem kleinen Vintageladen/Secondhandladen mit Stil gearbeitet habe. Mittlerweile bekomme ich Kartenzahlungen und Bargeldzahlungen gleichermaßen gut hin, habe das Schaufenster dekoriert und ein wunderbares Paar Stiefel mit meinem Mitarbeiterrabatt gekauft. Die Erlöse des besagten Ladens kommen einem guten Zweck zu Gute, „Sue Ryder Charity“. Ich weiß nicht genau, worum es sich dabei handelt, aber auf dem Flyer ist eine witzerzählende Krankenpflegerin. Die Mitarbeiter sind alle sehr nett, es gibt Tee und Kekse und an Halloween bekommen wir professionelles Zombie-Make-Up von einer Maskenbildnerin verpasst und sitzen zur Zierde im Schaufenster. Ich hab Spaß daran.

3) Ich mutiere zu einer Hausfrau. So fast. Nicht, dass ich denken würde Hausfrauen hätten anderes Gene als normale Frauen. Das Wäschewaschen klappt in den meisten Fällen (Nur ein Kleid ist eingegangen. Man kann aber auch groß drauf schreiben, dass es bei mehr als 30° zu Kindergröße schrumpft. Kann ich doch nicht riechen.) und das Kochen ebenfalls. Das Backen klappt eigentlich immer.

Letzte Woche hat F. leider allergisch auf den Keksteig reagiert (Obwohl weder Nüsse noch Kuhmilch drin waren – Komisch!) aber bis auf den Vorfall hat alles gut geklappt. Zum Beweis:

Cupcakes und Risotto


4) Das englische Wetter treibt mich auf die Palme. Bevor ich hierher gekommen bin, dachte ich mir „das englische Wetter“ sei nur so eine Redensart. Selbst die Woche, die ich 2009 in London war, hat mir das bestätigt. Aber der Herbst ist schrecklich. Folgende Wettergeschehnisse zeigten sich in den letzten Tagen:

Mittwoch = Eisig kalt. Man muss die Autos abkratzen und die Kälte beißt in die Wangen, wenn man einen Fuß vor die Haustür setzt.

Donnerstag Morgen = Sonnenschein. Strahlender Sonnenschein, angenehme Temperaturen. Wunderbares Wetter.

Donnerstag Nachmittag = Es ist kalt und es regnet in Strömen. Und regnet und regnet. So viel Wasser kommt vom Himmel.

Donnerstag Nacht = Heizung an. Volle Pulle. Ich will meine Zehen noch behalten.

Freitag Morgen = Sonnenschein. Es ist nicht unbedingt warm aber die Sonne scheint immerhin.

Freitag Mittag (jetzt.) = Ich weiß nicht, wo die Sonne hin ist, aber lieber Stadtrat ich glaube bei dieser trüben Wolkenmasse, könnte man fast die Straßenlaternen tagsüber anmachen.

Jetzt schnappe ich mir noch einen Cupcake, hole F. von der Schule ab und heute Abend gucke ich mir mit einer Freundin (Hallo, Anju, falls du das liest! :D) We Will Rock You im Hippodrome an.
Ich hoffe ihr hattet alle eine weniger Erkältungs-fördernde und schöne Woche. Schönes Wochenende und man liest sich.

Sonntag, 2. Oktober 2011

Wochen 4+5 – so irgendwie.


Passt auf euch auf! Ältere Leute sind unterwegs...


Es ist der zweite Oktober, wir haben 29 Grad. Zwei ziemlich unglaubliche Fakten, wenn ihr mich fragt. Zum einen das schöne Wetter – im Herbst, in England! – und dann das Datum. Oktober. Das heißt ich habe mittlerweile über einen Monat in Bristol verbracht. Den ganzen September plus 5 Tage, um genau zu sein, wohne ich jetzt schon in meinem kleinen Hinterhofhäuschen.

Ich habe mich an meine Umgebung gewöhnt (außer vielleicht an die schrecklich nervigen Sirenen) und umso mehr ich mich hier zu Recht finde, desto weniger denke ich, dass ich etwas wirklich Außergewöhnliches erlebe. Ich bin auch nur ein Gewohnheitstier.

Aber ich will mal für euch zurück blicken, ob ich noch das ein oder andere aus meinem Gedächtnis kratzen kann.

Letzte Woche Dienstag waren Gabi und ich bei Dirty Dancing – dem Musical. Mit den billigsten Tickets wurden wir in die letzte Reihe gesetzt. Man hatte einen erstaunlich guten Blick auf die ganze Bühne und die Scheitel der Schauspieler. Ich bin mir nicht sicher, ob das Musical genauso viel Spaß gemacht hätte, wenn ich den Film nicht gefühlte 200 Mal gesehen hätte. Viele Dialoge wurden eins-zu-eins übernommen und die Umsetzung von Kellerman’s und Umgebung auf der Bühne hat alleine schon für Unterhaltung gesorgt. Wir hatten jedenfalls einen tollen Abend und jetzt kann ich den rauchenden Schauspielern hinter dem Hippodrome auch Rollen zuordnen.

Wer sich fragt, wieso Musicaldarsteller rauchen – die singen nicht. Die Musik kam entweder vom Band oder von einer einzelnen Sängerin.

Der Rest der Arbeitswoche ist dann kaum eine Berichterstattung wert. Ich kann höchstens noch verraten, was ich gekocht habe: Hühnchen-Paprika-Tomaten-Wraps. Nicht unbedingt geworden, wie ich es mir vorgestellt habe aber trotzdem lecker.

Freitagabend bin ich mit einem Mädchen aus Peru zu einer Buchvorstellung von Jeffrey Archer gegangen. Der Eintritt war umsonst und man hat das Buch ebenfalls geschenkt bekommen, also haben wir uns mal angehört, wie der gute Mann seine Millionen gemacht hat. Was ganz lustig zu hören war: Jeffrey Archer besitzt, ihm nach, weltweit die Rechte am Dirty Dancing Musical.

Danach haben wir uns noch mit anderen Au Pairs getroffen aber ‚richtig‘ weggegangen sind wir erst am Samstag. Den Heimweg habe ich größten Teils barfuß hingelegt und viel mehr gibt es dann auch schon nicht mehr dazu zu sagen…

Montag kam dann eine ganz neue Herausforderung auf mich zu – zwei Wochen vorher noch vor Angriff des Problems gescheitert, bin ich diese Woche dann mit dem Fahrrad zur Zirkusschule gefahren. Die Sache mit dem Umdenken wäre ja sogar weniger ein Problem gewesen, hätte ich mich auf den Straßen ausgekannt. Wo musste ich mich einordnen? Wo darf ich auf dem Gehweg fahren? Welche Unterführung soll ich nehmen? Und wo ist F. schon wieder? Ein sechsjähriges Mädchen, das noch schöne Schlangenlinien fährt, durch die Großstadt zu navigieren, klingt das nicht nach unheimlich viel Spaß? Aber wir sind heil angekommen, waren pünktlich und sind auch irgendwie wieder nach Hause gekommen.

Die Temperaturen stiegen. Dienstag hat es angefangen richtig sommerlich zu werden und mit der steigenden Playdate Anzahl hatte ich Dienstag und Mittwoch frei um mit Eis und Buch im Grünen zu entspannen. Zusammen mit vielen Fremden. Die Engländer mögen ihre Grünflächen, besonders in ihrer Mittagspause.

Ich war in einem Museum und hab Donnerstag Kartoffelauflauf gekocht...


Das ist kein Muffin. Das ist Eiscreme (siehe Stiel) und sie schmeckt lecker!

Somit sind wir auch schon wieder an diesem Wochenende angelangt und meinem ersten Babysitting-Auftrag, bei dem ich die Kinder ins Bett bringen musste. Samstag. Wir haben vor dem Vorlesen noch ein Brettspiel gespielt, und so aufgedreht beide noch waren, kaum war das erste Bilderbuch gelesen schienen die Augenlider zumindest ein bisschen schwerer zu werden.

Falsch gedacht, Yasemin. Beim Bettgehen ist der Kleinen, E., dann wieder eingefallen, dass man ja eigentlich immer von Mommy und Daddy ins Bett gebracht wird. Sollten Kinder nicht irgendwann auch vom Schreien müde werden? Kurzerhand habe ich sie zu F. ins Bett gelegt, weil sie bei ihr Ruhe gegeben hat und bin dann ins Wohnzimmer gegangen. Als beide geschlafen haben, habe ich E. einfach in ihr eigenes Bett verfrachtet und so war dann auch jeder zufrieden.

Heute, Sonntag, hatte es dann „wunderbare“ 29 Grad. Gabi und ich saßen am Ufer des Avon, um genau zu sein am Segelboothafen, haben Eis gegessen und die Nachmittagssonne genossen. Außerdem haben wir eine Bikerbar entdeckt. Falls jemand also sowas sucht, ich kann euch jetzt den Weg weisen.

Samstag, 17. September 2011

Woche 3: The British Way of Life

So viel zu Verkehrsregeln: Man parkt gerne mal auf dem Gehweg.



Wow. Drei Wochen schlafe ich jetzt schon in diesem Bett und es fühlt sich gleichermaßen an, als wäre ich schon 3 Monate hier und dann bin ich doch noch wieder gerade erst angekommen.

Diese Woche hatte ich fast schon Urlaub. Und auch wenn sie wirklich ganz gemütlich ausgeklungen ist, hat sie mit ein paar Hindernissen angefangen. Montagnachmittags ist für F. Zirkusschule angesagt und weil diese ein Stückchen (Zu Fuß ca. 25 Minuten) entfernt ist, sollen wir mit dem Fahrrad hinfahren. Ich habe ja zuvor schon erwähnt, dass ich mitten in der Stadt wohne, weshalb die Fahrräder nicht vor dem Haus stehen (Diebstahlgefahr) sondern in der Gruft, beziehungsweise dem Keller. Ich nenne den nicht grundlos die Gruft, glaubt mir. Zur Gruft führt eine mittelsteile, alte, schmale, um die Ecke gehende Holztreppe mit niedriger Decke. Und wer hat das Problem entdeckt? Ja, genau. Bringt mal ein riesiges Fahrrad, das auch noch einen Kindersitz hinten drauf hat, besagte Treppe nach oben…

Kurz gesagt, das Rad ist stecken geblieben. Mitten auf der Treppe, ich war in der Ecke vom Drahtesel eingeschlossen und wir waren nach einer halben Ewigkeit Kampf mit dem Fahrrad sowieso schon spät dran. Kurzerhand bin ich über das Rad geklettert, das sich kaum noch 5cm bewegen ließ, und wir sind im Laufschritt zur Zirkusschule gegangen. Fast noch pünktlich und schon mal aufgewärmt fürs Turnen…

Aber die Zirkusschule ist entsprechend lang und bis wir danach zu Hause angekommen waren, war es schon 18.15 Uhr… Wenigstens hat der Vater das Rad später noch flott befreien können.

Am Dienstag hatten wir unser erstes „Playdate“, was nichts anderes heißt, als dass eine Freundin aus der Schule mit zu uns kommen durfte. Hier beginnt mein fast-Urlaub. Die zwei Mädels haben sich fast den ganzen Nachmittag allein unterhalten und sogar beim Abendessen gab es keine Zickereien. Dass das Spielzimmer am Abend aussah wie nach einem Erdbeben ist eine andere Geschichte, die wir am nächsten Tag größten Teils bereinigt hatten.

Mittwoch nach der Schule waren wir noch auf dem Spielplatz direkt gegenüber von dem Schulgelände. Ungefähr 30-50 Kinder zwischen 4 und 10 rennen schreiend hin und her, klettern auf alles was nicht niet- und nagelfest ist und die Eltern (und das einzige Au Pair in der Schule, huhu) sitzen auf den Steinbänken und ratschen, lesen, tun sonst was. Hier werden auch noch gleich mehrere Playdates arrangiert. Gleich am nächsten Tag soll F. doch zu ihrer besten Freundin kommen und am Dienstag zu einer anderen Freundin. Alles klar, es wird dies und das abgemacht und zum Schluss sage ich den Müttern, sie sollen sich doch bitte nochmal mit F.‘s Mama auseinandersetzen.

Letzte Woche habe ich ja eigentlich auch angefangen jede Woche Mittwoch zu kochen. Diese Woche kam aber schon meine erste Ausnahme ins Spiel. Ein britischer Sänger/Songwriter war nämlich in Bristol und schon um 17.00 Uhr begann sein Mini-Konzert inklusive Autogrammstunde in einem Musikladen hier um die Ecke. Dafür musste man sich übrigens schon morgens das Eintrittsarmband holen, was mit 30 Minuten anstehen verbunden war. Ich hab also gerade noch gewartet bis um 18.00 Uhr mein Arbeitstag offiziell beendet war, hab mich schnell verabschiedet, und bin ab gedüst, um noch ein bisschen von Ed Sheeran abzubekommen. Gott, war ich froh das Armband geholt zu haben. Eine ewig lange Schlange von Armbandlosen stand vor dem Musikladen und ich hatte Sorge unter den bösen Blicken zu sterben, die ich bekommen habe, als ich direkt zum Türsteher hin bin und mein Bändchen gezeigt habe. Ich werde ans Ende dieses Eintrags ein Musikvideo von Ed stellen, damit ihr euch ein bisschen England ins Haus holen könnt.



Bis auf das verschobene Kochen, hatte ich Donnerstag also frei. F. war gut aufgehoben bei ihrer Freundin und ich würde mit rohem Fleisch hantieren. Totem, rohen Fleisch, bevor mir irgendwer sagt, dass ich auch rohes Fleisch bin.

Da würde ich mir erstmal eine kleine seelische Beruhigung vorher gönnen müssen. Ich habe mich also mit einem Mädchen aus Peru getroffen, die ein Jahr lang Au Pair in Deutschland war und nun hier mit ihrem Freund wohnt. Wir waren Kaffee trinken – ich habe eine Cola getrunken – und anschließend ein wenig durch die Stadt spazieren. Naja, und da wir sowieso schon unterwegs waren, hab ich auch gleich Eier und Hühnchenbrust gekauft.

Was ich als ein „kurzes Treffen“ abgeordnet hatte, hat sich fast 4 Stunden lang gezogen und wir haben uns direkt für kommenden Freitag nochmal verabredet, zu einer Autorenlesung in der Bücherei. Ja, wir sind gebildet und machen das gerne.

Fünf Uhr ist aber leider sehr schnell an mich heran geschlichen und die Hühnerbrüste im Kühlschrank haben förmlich nach mir gerufen. Glitschige, tote Tiere. Pfui Teufel! Auf dem Programm stand Curryreis mit Hühnchen in Crackerpanade. Gott sei Dank musste ich erstmal die Panade machen, bevor ich das Hühnchen auch nur anfassen würde. Weil ich aber zu dumm bin eine Küchenmaschine zum laufen zu bringen habe ich die Cracker zusammen mit dem Rest, der dazu gehört, in eine Tüte geschmissen und die mit dem Nudelholz fertig gemacht. Kochen wie im letzten Jahrtausend nennt sich das. Passend zum Alter des Hauses.

Das Endprodukt hat – trotz Würgreiz beim Hühnchen machen – sehr lecker geschmeckt und alles was mir gefehlt hätte, war ein kleiner Spritzer Ketchup.

Freitag, letzter Tag der Arbeitswoche, die Pläne für den Abend stehen schon mal, ich kann meine neue Dusche das erste Mal benutzen. Der Tag könnte nicht mehr perfekter werden. Oh, doch. Die Mutter hatte nämlich in der Arbeit nur einen Vortrag zu halten und als ich mit F. nach Hause komme, ist auch sie zu Hause. Wir haben gerade in Ruhe unser Obst gegessen und wollen zum Ballett gehen, als sie einspringt. Sie bringt F. heute zum Ballett und ich darf mir gerne den Rest des Tages frei nehmen.

Der Tag ist doch glatt noch ein Stück besser geworden. Naja und abends waren wir dann noch „kurz“ aus, diesmal nur bis Mitternacht, bis um kurz vor Eins war ich zu Hause.

Und jetzt ist es Samstagnachmittag und nach langem Faullenzen und einem vom Regen verkürztem Spaziergang sitze ich in meinem kleinen, alten Haus, trinke Tee, esse einen English Muffin und lese ein Buch aus der Bücherei – das, um dem Klischee noch einen drauf zu setzen, in England spielt.

Ich würde sagen, ich passe mich an.




Montag, 12. September 2011

Woche 2: Schule, Kochen, Tanzen

Für Dirty Dancing werden die Brunnen vor dem Hippodrome pink gefärbt.


Ein wenig später als geplant kommt hier der Blogeintrag zu Woche 2.

Um es kurz zu fassen: In England hat die Schule am Montag (vor einer Woche also) wieder angefangen und der Alltag hat sich an mich herangeschlichen. Jetzt passe ich 5 Tage die Woche von 15.00 Uhr bis 18.00 Uhr auf F. auf und bin dann noch eine Stunde beim Abendessen anwesend.

Nachdem wir von der Schule nach Hause kommen, gibt es erstmal eine Portion Obst für uns beide. Eine kleine Stärkung nach der Schule und vor dem, was danach folgt: Den Hausaufgaben. Hausaufgaben sagt sich momentan recht einfach. Der Lehrer selbst hat bisher nämlich noch keine gegeben. Gott sei Dank hatten wir eine Lösung parat. Wir haben jeden Tag ein paar Zahlen, Buchstaben, Wörter und leichte Rechnungen geübt. Die ersten Beiden, da F. oft einen kleinen Dreher reinbringt und die Buchstaben und Zahlen einfach spiegelverkehrt geschrieben werden, Wörter der Rechtschreibung zu Gute und die Rechnungen, weil F. lernen muss ohne ihre Finger zu rechnen.

Ich weiß nicht, ob es normal ist, in der zweiten Klasse noch mit Fingern zu rechnen, aber ich dachte mir, dass das doch in der Schule auffallen müsste und daran gearbeitet werden müsste.

Hier ist die Sache mit dem englischen Grundschulsystem: Es gibt Kinder in der zweiten Klasse, die noch nicht mal die leichtesten Kinderbücher lesen können (die aus Pappe), während andere Kinder in ihrer Klasse flüssig Bücher lesen, die für viel ältere Kinder sind. „Year 2“ sagt nämlich nichts über den Bildungsstand eines Schülers aus, lediglich über sein Alter. Innerhalb der Klassenzimmer sind die Tische in Gruppen gestellt und jede Tischgruppe bekommt einzeln Aufgaben, je nachdem auf welchem Stand die Kinder in der jeweiligen Gruppe sind…

Naja und um zurück zum Thema zu kommen: Nach den Hausaufgaben spielen wir dann noch ein bisschen, oder lesen gemeinsam oder basteln/malen, gehen noch auf dem Spielplatz und zack! gibt es auch schon Abendessen! Mittwochs „darf“ ich kochen. Ich habe aber Hilfe von Jamie Oliver und hoffe, dass die nächsten Wochen genauso gut werden, wie letzte. Es gab Baked Camembert Pasta. Käsenudeln. Ich hab mit dem Handy ein Foto für euch geknippst, bevor ich mich hungrig mit der Gabel drauf gestürzt habe. Oma hat mal gesagt „Eine gute Köchin wird vom Probieren satt.“ – Ich darf jetzt also annehmen, dass ich noch keine gute Köchin bin ;) Aber das wird noch!




Das Wochenende war dann schneller da, als ich mich umsehen konnte. Über die Gruppe „Au Pair in Bristol“ auf Facebook haben sich insgesamt 17 Au Pairs am Samstagnachmittag zusammen gefunden. Unsere Gruppe war zu groß, um sich in einem Café nieder zu lassen, also haben wir die Köpfe der Starbucksangestellten zum Rauchen gebracht, und sind dann mit den grau-grünen Pappbechern in einen nahegelegenen Park geschlendert und haben uns auf den Boden gesetzt.

Ich denke das folgende Szenario ist wohl gut zu verstehen: Ich kenne den Namen von einigen immer noch nicht. Wir waren einfach sehr viele Leute und auch, wenn wir im Park einen großen nicht-ganz-kreisförmigen Kreis gebildet haben, hat man sich doch nur mit den Leuten, die um einen herum saßen unterhalten.

Die Situation hielt aber gar nicht lange, bevor wir vom Park zum Cabot Circus gelaufen sind, dank dem englischen Wetter. (Ehrlich, das wechselt innerhalb von 10 Minuten auf strahlen schön zu strömendem Regen!) Dort haben wir uns dann auch aufgetrennt und uns einen Zeitrahmen gesetzt, bevor wir uns wieder treffen würden. Aber ein wenig Zeit zum Bummeln musste einfach rein. Zu sechst – an dieser Stelle möchte ich betonen, dass zwei männliche Au Pairs dabei waren – sind wir Schuhe kaufen gegangen! Und wir haben niemanden gezwungen mitzukommen.

Bevor irgendwer aber denkt, dass wir nur Schuhe um der Schuhe Willen kaufen, der irrt. Es stand nämlich auf dem Plan Abends weg zu gehen. Und wer in Bristol weg gehen will, darf sich hohe Schuhe und knappe Kleider besorgen – ggf. derjenige ist weiblich. Wenn ein männlicher Mitbewohner dieser Erde auch gerne High Heels und Kleider trägt ist er in Bristol allerdings nicht fehl am Start. Die „Szene“ ist hier nämlich sehr groß.

Wir waren Abends also zu erst im Green House. Das im Gegensatz zum Red House, ein Pub in einem grünen Haus ist, anstatt in einem Roten. (Die Engländer sind sehr einfallsreich, nicht?) Dann haben wir uns Stempel für den „Escape“ Club geholt, wo der Eintritt vor 11 noch kostenlos ist, sind zurück zum Greenhouse, haben um halb eins ungefähr einen Trip zum Hafen gewagt und sind dort noch ins Lloyds gegangen – was genau genommen ein normaler Club ist. Um ca. 2 Uhr haben meine Füße angefangen den Geist aufzugeben. Die Absätze zu hoch, die Schuhe zu neu. Autsch!

Aber das starke Geschlecht gibt nicht auf, ich ziehe weiter. Um 3 Uhr morgens ein neuer Locationwechsel. Jetzt geht es zum Escape, wofür wir uns zuvor die Stempel geholt haben. Die Gruppe ist ausgedünnt und nur noch der harte Kern ist übrig. Aber um 4.00 Uhr gebe ich endgültig auf. Ich gehe nach Hause und habe erstmal genug nach 7 Stunden Party, Tanzen und High Heels.

Sonntag war unglaublich unspektakulär. Bett und Buch waren meine Freunde ;)

Und das wars auch schon wieder von letzter Woche. So schnell wird mir hier noch nicht langweilig! Viele Grüße aus 1294km Entfernung!

Samstag, 3. September 2011

Woche 1: Dollhouses, Diffusion, Döner, Dirty Dancing und Dinner

Habe ich schon das Graffiti erwähnt? ;)

Die erste Woche ist jetzt also offiziell vorbei. Was kann ich dazu sagen?

Arbeit mit Kindern ist anstrengend. Oft denkt man ja an Kinder, die von Beschäftigung zu Beschäftigung springen und eine riesen Unordnung hinterlassen und, dass die so anstrengend wären. Ich hebe jetzt mal meine Hand zum Veto. Die liebe F. hat Durchhaltevermögen. Den Donnerstag saßen wir also acht Stunden im Arbeitszimmer ihrer Mutter. Sieben davon haben wir ein Puppenhaus aus Karton gebaut und eingerichtet und verziert. Eine Stunde lang haben wir mit Puppen gespielt. Und dann wurde ich Gott sei Dank abgelöst. Wer sich also über Kinder beschwert, die immer neues machen wollen, darf gerne mal den Tag erleben, an dem man Kleiderschrank, 3 Stühle, zwei Tische, ein Bett, eine Treppe, eine Spielzeugkiste, Spielzeug, Teppiche, eine Küchengarnitur inkl. Herd, Töpfe, einen Essenbehälter, Essen, Kleiderbügel und eine Tischdecke bauen/basteln muss. Achja, nicht zu vergessen die Vorrichtung zum Öffnen und Schließen, immerhin ist das ein Puppenhaus zum auf machen.

Aber im Endeffekt ist es ganz hübsch geworden. Und bunt auch, denn wir haben ja überall bunte Isolierbänder drüber geklebt. J

Gestern hatte ich dann nur den halben Tag zu tun, weil F. mit ihrem Daddy ins Büro durfte und erst zum Mittagessen heimgekommen ist. Direkt danach sind wir in die Bristol Central Library (die Bücherei) gegangen. Für Kinder gibt es hier nämlich die Aktion Circus Stars. Wer es schafft über den Sommer 6 altersgerechte Bücher zu lesen, darf sich am Ende des Sommers Medaille und Urkunde abholen. Allein die Kinderecke ist doppelt so groß, wie die Stadtbücherei Bobingen. Die Krabbelgruppe hat sich im Stuhlkreis versammelt und „The wheels on the bus“ gesungen, wir haben Clownshüte gebastelt (Bei den Circus Stars sind nämlich auch Clowns dabei!) und haben letztlich noch ein paar Bücher angeguckt. Sachbücher.

Im Buch über Wetter und Stürme konnte ich ja noch etwas zu jedem Bild sagen, auf das F. gezeigt hat. In Geographie hab ich mich ja auch halbwegs zu Recht gefunden. Nur war das zweite Buch eins über Chemie. Erklärt jemand mal einer Sechsjährigen Diffusion, Antioxidation und das Periodensystem. Wer weiß, wie das geht, darf sich innerhalb der nächsten 3 Wochen bei mir melden. Wir haben das Buch nämlich ausgeliehen!


So. Und damit genug von meinen Arbeitsgeschichten. Kommen wir zum entspannten Teil des Eintrags. Ich hab mich gestern das erste Mal mit einem anderen Au Pair getroffen. Der Gabi. Wir waren nett im Under The Stars, wo ein Gitarrenspielender Typ aus der Gegend leise vor sich hin geträllert hat und wo die Cocktails stärker waren, als sie geschmeckt haben. Wir haben uns gut unterhalten – denke ich zumindest ;) – und sind danach noch kurz die Park Street hoch und runter gelaufen, weil ich ihr einen süßen kleinen Laden zeigen wollte. Auf dem Rückweg hab ich mir dann einen Döner gekauft, weil ich nicht zu Abend gegessen habe. Und hier kam dann die Überraschung. Der Döner hier ist a) Hähnchenfleisch, b) loses Hähnchenfleisch in einer Box, c) neben dem Hähnchenfleisch ist der Salat separat, d) auch das Brot kommt in einer einzelnen Tüte und ist nicht aufgeschnitten. Eine Art Do-It-Yourself-Döner also. Witzige Angelegenheit. Vor allem, da auf den Aushängschildern das ganz normale Döner Sandwich abgebildet ist… Hier der Beweise der britischen Absurdität:


Außerdem wohne ich ja direkt hinter dem Hippodrome. Das ist das Musical Theater hier in der Stadt. Das Wasser in den Brunnen wurde die Woche schon pink gefärbt und überall in der Stadt hängen pinke Plakate. Das kann nur eins bedeuten: Dirty Dancing takes over Bristol. Vom 1. September bis zum 8. Oktober tanzen Baby und Johnny hier und ich werde mir das ganze auch nochmal von vorne angucken. Von vorne? Jap. Ich wohne HINTER dem Hippodrome. An der Hintertür. Die, die ganze Zeit offen steht. Ist ganz witzig da ein bisschen rumzuspuken, den Darstellern und Mitarbeitern beim Rauchen zuzugucken und die Musik durch die Tür zu hören…

Und zu guter letzt: Nicht nur, dass ich jetzt einen Teil meines Geschirrs selber waschen muss, meinen Boden fegen werde, die Wäsche waschen muss und so weiter und sofort, ich werde ja jetzt dann einmal die Woche kochen. Das Problem hierbei ist recht einfach: Ich habe noch nicht wirklich oft gekocht und ich zweifle stark an meiner Fähigkeit. Das hab ich natürlich auch meiner Gastmutter gesagt. Heute erwartet mich dann ein Geschenk in der Küche, mit den Worten „Ist nicht böse gemeint, nicht falsch aufnehmen.“

Wer lächelt mir vom Cover entgegen? Blonder Kerl, Mitte 20, Pausbäckchen, Poloshirt. Den kennt man doch irgendwoher. Jamie’s Ministry of Food steht in dicken roten Buchstaben über seinem Kopf. Jamie Oliver. Der Koch aus dem Fernsehen also. Und unter dem ganzen steht dann: „Anyone can learn to cook in 24 hours“ (Jeder kann innerhalb von 24 Stunden kochen lernen)

Gut. Ich werde Kochen lernen. In 24 Stunden. Jamie Oliver sagt, er kann‘s mir beibringen. Das Buch fängt mit Rezepten an, die man in 20 Minuten schaffen sollte, was mir nur ganz Recht sein soll. Jetzt steht mir nur noch der Gasherd im Weg…

Dienstag, 30. August 2011

Der feine Unterschied.

Noch ein bunter Laden im Herz Bristol's. Knallbunt von innen&außen und wie der Name schon andeutet, es gibt nur Süßkram!



Jetzt bin ich schon 4 Tage hier, heute das erste Mal voll eingespannt, und was mich alle paar Minuten wieder daran erinnert, was hier abläuft, ist wirklich das geräuschliche Umfeld. Die Familie E. spricht entweder viel leiser oder viel lauter als wir zu Hause, was ja vollkommen in Ordnung ist aber es ist eben… anders. Allerdings ist es nicht nur das. Erst jetzt fällt mir auf, das unser Haus seinen ganz eigenen Ton hat. Obwohl ich hier auch in einem alten Haus bin klingt es in der Stille komplett anders. Ich weiß nicht genau wie ich es großartig beschreiben soll…

Naja und die Möwen habe ich ja schon erwähnt, die hier statt Tauben und Spatzen herum schwirren. Da draußen gibt es aber auch keinen vorbei rauschenden Zug, nicht die selbe Art von Nachbar-Geräuschen und erst Recht gibt es hier nicht meine Familie, die ab und zu durchs ganze Haus schreit.

Meine Ohren fühlen sich jedenfalls nicht zu Hause.

Davon abgesehen gewöhne ich mich langsam ein. Gut, es gibt keinen Fernseher. (Eine absolute fast-Katastrophe!) Ich erinnere mich daran, dass ich vor dem Essen guten Appetit wünschen muss, dass beim Frühstück nicht Rockantenne sondern Cello Konzerte im Radio kommen, dass 9 Uhr auch 9.30 meinen kann, dass man beim Abendessen mindestens eine Stunde zusammen sitzt (ich reiße mich ehrlich zusammen!), dass die Leute einen hier einfach überall ansprechen und so weiter.

Das woran ich mich in Deutschland bitte auch gewöhnen möchte: Das hier kaum ein Mädchen rumläuft wie der letzte Hungerhaken. Was dazu führt, dass die Läden sich nicht auf 32-34-36 beschränken. Die Engländer wissen eben, wie man Frauen glücklich macht. Man verkauft Hosen, die eine Nummer zu klein sein müssten, dann aber passen und beim Tragen sogar noch ein wenig ausleiern.


Was mich stört: Dass ich kaum flüssig Internet habe. Um wirklich halbwegs guten Empfang zu haben, muss ich vor der Tür sitzen. Funktioniert, ist aber auf Dauer unbequem. Noch dazu fühlt man sich dadurch noch viel allein-er, wenn man noch niemanden in der Stadt kennt. Und klar, ich werde am Wochenende einige andere Au Pairs kennen lernen aber ich würde trotzdem gerne nach Deutschland chatten und es gleichermaßen bequem haben.