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Samstag, 17. September 2011

Woche 3: The British Way of Life

So viel zu Verkehrsregeln: Man parkt gerne mal auf dem Gehweg.



Wow. Drei Wochen schlafe ich jetzt schon in diesem Bett und es fühlt sich gleichermaßen an, als wäre ich schon 3 Monate hier und dann bin ich doch noch wieder gerade erst angekommen.

Diese Woche hatte ich fast schon Urlaub. Und auch wenn sie wirklich ganz gemütlich ausgeklungen ist, hat sie mit ein paar Hindernissen angefangen. Montagnachmittags ist für F. Zirkusschule angesagt und weil diese ein Stückchen (Zu Fuß ca. 25 Minuten) entfernt ist, sollen wir mit dem Fahrrad hinfahren. Ich habe ja zuvor schon erwähnt, dass ich mitten in der Stadt wohne, weshalb die Fahrräder nicht vor dem Haus stehen (Diebstahlgefahr) sondern in der Gruft, beziehungsweise dem Keller. Ich nenne den nicht grundlos die Gruft, glaubt mir. Zur Gruft führt eine mittelsteile, alte, schmale, um die Ecke gehende Holztreppe mit niedriger Decke. Und wer hat das Problem entdeckt? Ja, genau. Bringt mal ein riesiges Fahrrad, das auch noch einen Kindersitz hinten drauf hat, besagte Treppe nach oben…

Kurz gesagt, das Rad ist stecken geblieben. Mitten auf der Treppe, ich war in der Ecke vom Drahtesel eingeschlossen und wir waren nach einer halben Ewigkeit Kampf mit dem Fahrrad sowieso schon spät dran. Kurzerhand bin ich über das Rad geklettert, das sich kaum noch 5cm bewegen ließ, und wir sind im Laufschritt zur Zirkusschule gegangen. Fast noch pünktlich und schon mal aufgewärmt fürs Turnen…

Aber die Zirkusschule ist entsprechend lang und bis wir danach zu Hause angekommen waren, war es schon 18.15 Uhr… Wenigstens hat der Vater das Rad später noch flott befreien können.

Am Dienstag hatten wir unser erstes „Playdate“, was nichts anderes heißt, als dass eine Freundin aus der Schule mit zu uns kommen durfte. Hier beginnt mein fast-Urlaub. Die zwei Mädels haben sich fast den ganzen Nachmittag allein unterhalten und sogar beim Abendessen gab es keine Zickereien. Dass das Spielzimmer am Abend aussah wie nach einem Erdbeben ist eine andere Geschichte, die wir am nächsten Tag größten Teils bereinigt hatten.

Mittwoch nach der Schule waren wir noch auf dem Spielplatz direkt gegenüber von dem Schulgelände. Ungefähr 30-50 Kinder zwischen 4 und 10 rennen schreiend hin und her, klettern auf alles was nicht niet- und nagelfest ist und die Eltern (und das einzige Au Pair in der Schule, huhu) sitzen auf den Steinbänken und ratschen, lesen, tun sonst was. Hier werden auch noch gleich mehrere Playdates arrangiert. Gleich am nächsten Tag soll F. doch zu ihrer besten Freundin kommen und am Dienstag zu einer anderen Freundin. Alles klar, es wird dies und das abgemacht und zum Schluss sage ich den Müttern, sie sollen sich doch bitte nochmal mit F.‘s Mama auseinandersetzen.

Letzte Woche habe ich ja eigentlich auch angefangen jede Woche Mittwoch zu kochen. Diese Woche kam aber schon meine erste Ausnahme ins Spiel. Ein britischer Sänger/Songwriter war nämlich in Bristol und schon um 17.00 Uhr begann sein Mini-Konzert inklusive Autogrammstunde in einem Musikladen hier um die Ecke. Dafür musste man sich übrigens schon morgens das Eintrittsarmband holen, was mit 30 Minuten anstehen verbunden war. Ich hab also gerade noch gewartet bis um 18.00 Uhr mein Arbeitstag offiziell beendet war, hab mich schnell verabschiedet, und bin ab gedüst, um noch ein bisschen von Ed Sheeran abzubekommen. Gott, war ich froh das Armband geholt zu haben. Eine ewig lange Schlange von Armbandlosen stand vor dem Musikladen und ich hatte Sorge unter den bösen Blicken zu sterben, die ich bekommen habe, als ich direkt zum Türsteher hin bin und mein Bändchen gezeigt habe. Ich werde ans Ende dieses Eintrags ein Musikvideo von Ed stellen, damit ihr euch ein bisschen England ins Haus holen könnt.



Bis auf das verschobene Kochen, hatte ich Donnerstag also frei. F. war gut aufgehoben bei ihrer Freundin und ich würde mit rohem Fleisch hantieren. Totem, rohen Fleisch, bevor mir irgendwer sagt, dass ich auch rohes Fleisch bin.

Da würde ich mir erstmal eine kleine seelische Beruhigung vorher gönnen müssen. Ich habe mich also mit einem Mädchen aus Peru getroffen, die ein Jahr lang Au Pair in Deutschland war und nun hier mit ihrem Freund wohnt. Wir waren Kaffee trinken – ich habe eine Cola getrunken – und anschließend ein wenig durch die Stadt spazieren. Naja, und da wir sowieso schon unterwegs waren, hab ich auch gleich Eier und Hühnchenbrust gekauft.

Was ich als ein „kurzes Treffen“ abgeordnet hatte, hat sich fast 4 Stunden lang gezogen und wir haben uns direkt für kommenden Freitag nochmal verabredet, zu einer Autorenlesung in der Bücherei. Ja, wir sind gebildet und machen das gerne.

Fünf Uhr ist aber leider sehr schnell an mich heran geschlichen und die Hühnerbrüste im Kühlschrank haben förmlich nach mir gerufen. Glitschige, tote Tiere. Pfui Teufel! Auf dem Programm stand Curryreis mit Hühnchen in Crackerpanade. Gott sei Dank musste ich erstmal die Panade machen, bevor ich das Hühnchen auch nur anfassen würde. Weil ich aber zu dumm bin eine Küchenmaschine zum laufen zu bringen habe ich die Cracker zusammen mit dem Rest, der dazu gehört, in eine Tüte geschmissen und die mit dem Nudelholz fertig gemacht. Kochen wie im letzten Jahrtausend nennt sich das. Passend zum Alter des Hauses.

Das Endprodukt hat – trotz Würgreiz beim Hühnchen machen – sehr lecker geschmeckt und alles was mir gefehlt hätte, war ein kleiner Spritzer Ketchup.

Freitag, letzter Tag der Arbeitswoche, die Pläne für den Abend stehen schon mal, ich kann meine neue Dusche das erste Mal benutzen. Der Tag könnte nicht mehr perfekter werden. Oh, doch. Die Mutter hatte nämlich in der Arbeit nur einen Vortrag zu halten und als ich mit F. nach Hause komme, ist auch sie zu Hause. Wir haben gerade in Ruhe unser Obst gegessen und wollen zum Ballett gehen, als sie einspringt. Sie bringt F. heute zum Ballett und ich darf mir gerne den Rest des Tages frei nehmen.

Der Tag ist doch glatt noch ein Stück besser geworden. Naja und abends waren wir dann noch „kurz“ aus, diesmal nur bis Mitternacht, bis um kurz vor Eins war ich zu Hause.

Und jetzt ist es Samstagnachmittag und nach langem Faullenzen und einem vom Regen verkürztem Spaziergang sitze ich in meinem kleinen, alten Haus, trinke Tee, esse einen English Muffin und lese ein Buch aus der Bücherei – das, um dem Klischee noch einen drauf zu setzen, in England spielt.

Ich würde sagen, ich passe mich an.




2 Kommentare:

  1. Uhm ja... das mit dem toten Fleisch. Ich nehm's ja schon zurück. ;)

    Ich liebe Ed Sheeran übrigens. Danke fürs Näherbringen!

    Hab noch einen wunderbaren Abend und viel Spaß mit deinem Buch. Ich werde mich jetzt mit den Cookies auch auf die Couch verdrücken.

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  2. Hallo! Ich warte auf den nächsten Eintrag!

    UNGEDULD!

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